Dario Fo: „Welch armes Land“

Einen Abend, den viele Bozner nicht vergessen werden, lieferten der aus der Toscana stammende Schriftsteller und Nobelpreisträger Dario Fo und seine Ehefrau Franca Rame am vergangenen Freitag mit „L’anomalo bicefalo“.

Dario Fo und Franca Rame ist mit ihrer satirischen Darstellung über Italiens Politiker und speziell über den berühmten einen, – Ministerpräsident Silvio Berlusconi, wieder einmal eine Meisterleistung gelungen, die das Bozner Publikum anfangs, aus Unkenntnis vielleicht oder aus „Unterkühlung“ nicht besonders zu schätzen wusste.

Zwar lockten die beiden genialen Literaten, Komiker und Schauspieler erneut Tausende Fans in die von der Bozner Kulturvereinigung „La comune“ organisierte Veranstaltung in die Stadthalle, doch das Eis brach erst mehr als eine Stunde später. Was Fo und Rame boten, war indes mehr als eine Meisterleistung, wirbt doch allein die Tatsache, dass „L’anomalo bicefalo“ ihnen erneut eine Anzeige, diesmal von Berlusconifreund Marcello Dell’Utri bescherte, für sich. Der Forzista Dell’Utri will von den beiden Künstlern die Kleinigkeit von einer Million Euro Schadenersatz, denn schließlich würden sei das Stück nicht nur aufführen, sondern hätten es auch noch selbst geschrieben und würden es tagtäglich mit neuen berlusconischen Peinlichkeiten aus dem Stehgreif garnieren. Was auch stimmt.

In Bozen ganz ungeniert mit dem gerade veröffentlichen Faclifting des „Il presidente“.
Welch armes Land, das nicht mehr über seine Politiker lachen kann“, zitierte Fo deshalb den französischen Philosophen Francoise Voltaire, um dann zu erzählen, dass er italienische Gerichte gebeten habe, die Auftritte des Paares in den jeweiligen Städten doch bitte mit den Gerichtsterminen zusammenlegen. Das wären immerhin zwei Fliegen mit einer Klappe. Dann folgten Bos-, Gemein-, und Respektlosigkeiten am laufenden Band. Fo und Rame gelingt es wie niemand sonst, die gesamte italienische Regierung gekonnt und gespickt mit feinen „Wahrheiten“ durch den Kakao zu ziehen. „Franca, habe ich gesagt, dieses Jahr machen wir es uns gemütlich, wir tun einfach nichts und rasten, immerhin zählen wir gemeinsam 153 Lenze“, erklärte Fo. Doch lange sei dies nicht gut gegangen, man habe es einfach nicht übers Herz bringen können, den Mund zu halten. Herausgekommen sei „L’anomale bicefalo“.

Und dort geht es dann ziemlich rund, wenn Rame, alias Veronika Berlusconi und Silvio über mafiöse Geschäfte, über „Justizirrtümer“, über Mediengesetze, Tschetschenien, Putin und über Tausend weitere düstere „Geschäfte“ diskutieren. Im Anschluss verkündete das Ehepaar dem Publikum noch, dass es ihnen bis dato gelungen sei, aus einem Teil des Geldes, den Fo für den Nobelpreis erhalten habe, 33 Spezialfahrzeuge für behinderte Mensche anzuschaffen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*