Wie „wandert“ man eigentlich aus

Wie packen wir es an?

thailand-auswandern-buch-lossoWie „wandert“ man eigentlich aus, wie schafft man es in einer völlig fremden Kultur und Sprache Fuß zu fassen?  Dies und viel mehr möchte ich euch erzählen. Hier und in meinem neuen Buch „Thailand: Mai Pen Rai -Macht fast nix. (Herunterzuladen bei hier, hier oder bei Amazon )

Gegärt hatte es schon lange. Und irgendwann sollte es wahr werden. Das wussten wir. Doch wann es soweit sein würde, stand lange in den Sternen. Dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag…..

Ich brauche etwas Überschaubares, etwas was sich in ein paar Jahren erledigen ließ oder wenigstens den Anschein hatte, dass es erledigbar sein könnte.

Also gaben wir unsere Berghütte in Südtirol auf und räumten vorzeitig das Feld. Wir überließen diesen Traum unserem Nachfolger, der die Hütte kurzerhand vom Fleck weg kaufte, sie Ruck Zuck dem Erdboden gleichmachte und in Windeseile ein völlig neues Bergrestaurant aus dem Boden stampfte. Ein paar Millionen Euro und wenige Monate später stand dort ein nigelnagelneues Restaurant mit allen Schikanen, wo wir vorher jahrelang in einer Bruchbude für sehr viel Pachtzins dahin gewerkelt hatten. So weit so gut.

Wenn das kein Fingerzeig für uns sein sollte, nun völlig neu durchzustarten und endlich unseren “Traum” zu verwirklichen?

Wir hatten jahrelang davon geträumt und diskutiert, in einem anderen Land mit etwas Neuem, nie Gemachtem, nie Getanem völlig neu durchzustarten. Gut. Wir waren beide über Fünfzig, doch noch gut im Schuss, um es salopp auszudrücken. Wir fühlten uns noch jung und auch fit genug dafür. Ich war in den vergangenen 30 Jahren als Mitarbeiterin bei Reinhold Messner engagiert gewesen, dann als Journalistin und Reporterin unterwegs, hatte als Chefredakteurin eine kleine Zeitung auf Vordermann gebracht mit ca 15 MitarbeiterInnen und dann fix bei einer Tageszeitung gearbeitet. „Nebenbei“ hatte ich mehrere Bücher veröffentlicht und Tausend andere Dinge gemacht. Neben meinen Hilfsprojekten, die weltweit unter unserer NGO „Hope for a better world“ laufen, war ich jahrelang in Schulen, Bibliotheken und mit Vorträgen unterwegs gewesen.

Gemeinsam mit Freunden und einem tollen Team war es uns gelungen, zahlreiche Projekte wie Schulen, Straßenkinderprojekte, Waisenheime und dergleichen in Indien, Brasilien, Moldawien, Rumänien Nepal, Äthiopien und anderswo zu verwirklichen. Außerdem hatten wir in all diesen Ländern und vielen mehr, zahlreiche Privatpersonen unterstützt und versucht ihnen eine Chance gegeben, ein für sie besseres Leben zu führen. Letzthin haben Roland und ich uns auch vermehrt im Tierschutz engagiert, da wir zur Erkenntnis gekommen waren, dass ein friedliches Leben auf der Erde nur unter Einbezug aller dort lebenden Wesen funktionieren kann. Dass die Welt nur mit Empathie und Respekt gegenüber allen Mit-Llebenden wirklich lebenswert werden kann. Kurz und schmerzlos: Wir alle sind Erdlinge.

Es war uns gelungen, unsere Ziele zu erreichen und step bei step by das umzusetzen, was wir uns vorgenommen hatten. Schritt für Schritt. Auch unseren Kindern haben wir das vorgelebt.

So hatten wir niemals das Gefühl etwas verpasst zu haben. Unser zwei wunderbaren Kinder waren recht  gut gelungen und die beiden Enkel „perfekt“. Das liegt sowieso im Auge des Betrachters. Und wer will eigentlich schon perfekt sein?

Auch meine „Schreibsucht“ hatte sich nun etwas gemildert, besessen danach war ich nicht mehr.  Lustigerweise war ich nach gar nichts mehr „besessen“. Es lief nun alles, na sagen wir mal, wohldosierter, durchdachter und einfacher ab. Und einfacher wollten wir auch unser Leben nun gestalten. Das war die Triebfeder unseres Daseins in letzter Zeit. Die Welt war so sehr kompliziert geworden, so schien es uns jedenfalls. Uns wurde vieles zu viel. Wir wollten Ballast abwerfen. Einfach einiges loslassen, was uns belastet hatte. Dinge, – und Menschen auch.

Das Boonya Resort

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Unsere Bungalowanlage „Boonya Resort“ in der Ortschaft Klong Prao auf Koh Chang in Thailand. konnten wir nach einigen Vorbereitungen Mitte Dezember 2014 übernehmen. Koh Chang befindet sich ca 350 Kilometer südöstlich von Bangkok und wurde erst seit rund 20 Jahren touristisch erschlossen. Die “Elefanteninsel”, so heißt Koh Chang wortwörtlich übersetzt, war früher Militärsperrgebiet, da sie nahe an der Grenze zu Kambodscha liegt. Als die Notwendigkeit nicht mehr gegeben war, kamen die ersten Hippies per Ruderboot auf die Insel, bald folgten die Backpackers und ziemlich schnell die Thais selber, die Geschäfte witterten und die ersten Hütten am Strand erbauten. Seit rund zehn Jahren gibt es eine Straße, die ständig verbessert wird. Ein Segen ist, dass Koh Chang zum Nationalpark erklärt wurde und die gesamte Insel und große Teile des Golf von Thailand somit von Übergriffen allen coleurs geschützt sind.

All dies brachte viele Vorteile. Unser Dorf liegt ziemlich genau in der Mitte der Insel, ist deshalb logistisch gut angebunden an alle weiteren Ziele. Das zum einen, zum anderen beginnt die Hauptsaison gerade im Dezember. Paradiesisch eingebettet in einem kleinen tropischen Garten mit Swimming Pool und nur wenige Minuten vom Traumstrand Klong Prao Beach entfernt, lässt es sich im Boonya Resort sehr gut leben. Unterstützt von unserer Familie in Südtirol und Wien, versuchten wir also unseren (kleinen) Traum wahr werden zu lassen. Tochter Denise lebt mit ihrer Familie in Südtirol und Sohn Manuel Manuel studiert und arbeitet in Wien. Er unterstützt uns übers Internet, wo er nur kann. Manuel hat die Web- und Facebookseiten des „Boonya Resort“ aufgebaut, die Schilder kreiert und betreut den Blog „www.intothe-worl.com“.

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Manchmal geht nur mehr „Cha Cha Cha“

Bürokratische Hürden freilich gibt es hier wie anderswo. Auch hier gilt es eine wahr Flut von Papieren zu beschaffen, Genehmigungen einzuholen, Visumsanträge zu erledigen, und immer wieder der Sprache als Hindernis zu begegnen. Die Thais erachten es nicht als selbstverständlich, dass „Ausländer“ hier arbeiten. Ein Berg von Anträgen will bewältigt werden. Und manchmal geht rein gar nichts mehr. Dann hilft kein Englisch mehr weiter, kein Betteln und Beten und Fluchen schon gar nicht. Ein Thai wird niemals laut werden, will niemals sein Gesicht, also seine Würde verlieren. Ein Thai fordert Respekt von jedem ein, der ihm in diesem Moment gegenübersteht. Egal in welchem Rang und Namen er steht. Buddhistische Gelassenheit ist in diesen Momenten angesagt und dann einfach: Abwarten und Tee trinken. Cha Cha Cha, was so viel heißt wie „langsam, langsam“. Abgesehen von all den Geistern, mit denen die Thais sich auseinandersetzen müssen und von denen wir keine Ahnung haben. Geister begleiten die gläubige Bevölkerung auf Schritt und Tritt. Gepaart mit dem jeweiligem Karma, bilden sie eine fixe Größe in jedem Thai-Leben. Mit etwas Mut, mit noch mehr Humor und unglaublich viel Geduld kommt man auch als Farang dem Ziel aber jeden Tag ein kleines Stück näher.

Europäische Hektik unbekannt und Stress sowieso

Europäische Hektik ist weitestgehend unbekannt. Und untersagt. Somit haben wir es hier mit drei unbekannten Größen zu tun: Mit den Geistern der Toten, dem Karma und der viel gerühmten und bei Westlern so geliebte Entschleunigung. Hinzu kommt die Militärregierung, die Gesetze ad hoc über Nacht ändern kann und somit geschieht es durchaus, dass etwas was tags zuvor noch galt, morgen schon nicht mehr bindend sein muss. Also ist, wenn man hier leben und arbeiten und sich nicht zu Tode ärgern will, größtmögliche Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, und immer wieder Geduld angesagt: Und ja: jeden Tag aufs Neue natürlich Humor. Manchmal mit der Faust im Sack.

Wir hatten das unsagbare Glück, eine komplette Anlage samt MitarbeiterInnen und Inventar und allem Drum und Dran fix und fertig übernehmen zu können. Kurzum: Nicht nur die liebenswürdige Bungalowanlage, auch unser Team, bestehend aus Thais und Kombadschanern war bereits vorhanden. Das Team setzte im Prinzip das fort, was es jahrelang getan hatte. Wir aber mussten uns erst einarbeiten, uns mit einer neuen, völlig anderen Realität auseinandersetzen. Wir waren nun nicht mehr in Urlaub hier. Die Sache hatte ernsten Charakter angenommen. Und ja: Wir werden ewig Ausländer, also „Farang“ bleiben. Aber das machte (fast) gar nichts. Mai peng rai.

Die Übernahme des Boonya Resort gestaltete sich vorerst als relativ einfach, wir hatten in unserer Thai-Besitzerin, die sehr gut Deutsch spricht, eine große Hilfe gefunden. Immerhin konnten wir uns zunächst einmal gut verständigen. Und das war ein absoluter Pluspunkt. Dann ging es Schlag auf Schlag. Wir mussten eine Gesellschaft gründen und in derselben vier Thais mit involvieren, die im Prinzip nach außen hin das Sagen hatten. Eine andere Lösung lässt die Regierung nicht zu. Es sei denn, man heiratet einen oder eine Thai, doch dann trifft man auf andere Schwierigkeiten. Jeder Tag brachte neue Überraschungen, die wir erst mit Humor, später mit humoristischer Verzweiflung bewältigten.

Ein italienisches Sprichwort sagt: Hai voluto la bicicletta? Allora pedala (Hast du das Fahrrad gewollt, also radle). Also radelten wir nun.

Als später die Phase folgte, wo wir die gesamte von der alten Führung übernommene Belegschaft austauschen (mussten), folgten eben Überraschungen mit der neuen Belegschaft. Sämtliche Nebenschauplätze, die mit der Visumsbesorgung, des Work-permits und der Companygründung zu tun hatten, taten sich außerdem auf. Mehr als einmal blieb uns das anfängliche Lachen sprichwörtlich im Halse stecken. Wer neugierig geworden ist, was wir sonst noch alles in unserem wahr gewordenen Traum erlebt haben, ein großer persönlicher Schicksalsschlag mitten im Paradies und Verrücktheiten am laufenden Band, kann dies alles im Buch nachlesen.

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