Dolores – Die Geschichte meiner Schwester
Dolores war 37, als sie starb. Sie starb nach einem Leben voller Hoffnung, Liebe, Drogen und Resignation an einem heißen Junitag im Bahnhofs-WC von Bozen.
Genau genommen krepierte sie dort auf dem kalten Plattenboden, von sich selbst und der Welt verlassen. Ihr Gehirn hatte einfach aufgehört zu denken. Ihre Seele war schon längst entschwebt, als die Retter immer noch an ihr herumpumpten und ihr Herz noch einmal in Gang brachten.
Dolores war Künstlerin, sie lebte mitten unter uns. Sie war schön und intelligent und sie hatte einen Sohn, doch sie schaffte es nicht, sich wirklich um ihn zu kümmern. Die Sucht war stärker und hielt sie gefangen. Dolores füllte jeden Raum aus, sie zog die Menschen in ihren Bann, doch sie war dem Tod geweiht.
Ihre Energie reichte bis sie 37 war. Es ist dies die Geschichte eines Kindes, das nie erwachsen werden wollte, die Geschichte einer faszinierenden Frau. Es wurde schließlich auch zur Geschichte, der Hinterbliebenen, zur Geschichte meines unsagbaren Schmerzes und des Schmerzes meiner Mutter und des zum Waisen gewordenen Jarim. Es ist die Geschichte meiner Schwester Dolores.
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